Presseerklärung vom 4. Juni 2019

Deutsche Stiftungen für Zukunft: oberste Priorität für Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz

 

Berlin, Bonn, Hamburg, Osnabrück, St.Leon-Rot, Stuttgart, 4. Juni 2019: Mehrere einflussreiche Stifter, Stiftungsvorsitzende und Generalsekretäre haben wenige Tage nach der Europa-Wahl und einen Tag vor Beginn des wichtigen Jahrestreffens Deutscher Stiftungen die Bundesregierung zu beschleunigtem Handeln beim Klimaschutz und der Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) aufgefordert. In einem heute veröffentlichten gemeinsamen Aufruf heißt es, das Pariser Klimaschutzabkommen und die 2030 Agenda mit den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen müssten ambitioniert umgesetzt werden und die zentrale Grundlage für politische Entscheidungen sein.

„Deutschland als starkes Industrie-, Ingenieurs- und Bildungsland hat das Potenzial, eine glaubwürdige und kraftvolle Energie-, Mobilitäts- und Landwirtschaftswende zu gestalten“, so der Text. Wichtig dafür sei, „verlässliche politische Rahmensetzungen und Anreize zu schaffen“. Konkret fordern die Autoren noch in diesem Jahr ein verbindliches Klimaschutzgesetz sowie ein wirksames Aktionsprogramm für dessen Umsetzung. Darüber hinaus solle Deutschland aktiv mit Schwellen- und Entwicklungsländern bei der Umsetzung dieser Ziele zusammenarbeiten.

Die Verfasser erinnern in ihrem gemeinsamen Aufruf auch an den überwältigend klaren wissenschaftlichen Befund, dass die globalen Emissionen in den nächsten 10 Jahren halbiert werden müssten, um einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur über 1,5°C zu verhindern. Kurzsichtige Parteitaktik oder Wohlstandsversprechen auf Kosten zukünftiger Generationen dürften in der heutigen Politik deshalb keinen Platz haben, so die Autoren.

In dem gemeinsamen Appell fordern die Autoren darüber hinaus alle deutschen Stiftungen auf, sich unabhängig ihrer jeweiligen Programmatik „auch nach innen und nach außen “ klar für die Ziele des Pariser Klimaabkommens und die UN-Nachhaltigkeitsziele einzusetzen. Es sei bekannt, welche Technologien und Lebensstiländerungen auch in Zukunft ein gutes Leben ermöglichten. Die Autoren fordern die Politik deshalb dazu auf, den notwendigen Strukturwandel mit Konzepten anzugehen, die allen eine Perspektive geben.

Die Erst-Unterzeichnenden des Schreibens:
Alexander Bonde, Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Dietmar Hopp, Dietmar Hopp-Stiftung
Caio Koch-Weser, European Climate Foundation
Klaus Milke, Stiftung Zukunftsfähigkeit und Chair Foundations 20
Prof. Dr. Michael Otto, Umweltstiftung Michael Otto
Prof. Dr. Joachim Rogall, Robert Bosch Stiftung
Dr. Michael Schaefer, BMW Foundation Herbert Quandt
Dr. Nathalie von Siemens, Siemens-Stiftung

Alle Stiftungen, die den Text mittragen, sind Mitwirkende bei der G20-Stiftungsplattform Foundations 20 (www.foundations-20.org). Über 50 hier aktive internationale Stiftungen fühlen sich als Teil der Lösung angesichts der globalen Klimaherausforderungen.

Kontakt:
Stefan Schurig, Secretary General F20 | stefan.schurig@foundations-20.org
Tel: 040 249319 oder mobil +49 177 2510019 www.foundations-20.org

 

 

 

 

Der Appell im Wortlaut:

4. Juni 2019
Deutsche Stiftungen für Zukunft

Deutschland hat sich gemeinsam mit über 180 anderen Staaten dazu verpflichtet, das Pariser Klimaschutzabkommen umzusetzen. Dies muss nun die Grundlage politischer Entscheidungen sein und bedeutet, dass Deutschland die eigenen Schritte zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen und zum Umbau aller Sektoren beschleunigt. Wichtig dabei sind entsprechende politische Rahmensetzungen und Anreize. Neben der Umsetzung des Kohleausstiegs brauchen wir in Deutschland deshalb ein verbindliches Klimaschutzgesetz und ein wirksames Aktionsprogramm für dessen Umsetzung.

Zentral ist dabei ein CO2-Preis, dessen Höhe eine spürbare Lenkungswirkung für Investitionen und neue Infrastrukturen entfaltet. Zudem ist Deutschland in guter Position, um gemeinsam mit wichtigen Schwellen- und Entwicklungsländern im beiderseitigen Interesse weitreichende Umsetzungspartnerschaften für die Klimaziele von Paris und die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu vereinbaren. Wir sollten die aktive Gestaltung einer so umfassenden gesellschaftlichen Entwicklung für eine lebenswerte Zukunft kommender Generationen nicht an kurzfristiger Parteitaktik scheitern lassen, sondern entschieden angehen.

Als deutsche Stifter und Vertreter von Stiftungen sehen wir uns in besonderer Weise der nachhaltigen Entwicklung und der Umsetzung der SDGs gegenüber verpflichtet. Die von uns ins Leben gerufenen bzw. repräsentierten Stiftungen wollen selbst ein Teil der Lösung sein. Mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Strategien verfolgen alle das Ziel, politische Entscheidungsträger anzuspornen und dabei zu unterstützen, die Ziele des Pariser Klima-Abkommens und die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen von 2015 entschieden umzusetzen.

Die absehbaren Risiken der Klimakrise werden in einem alarmierenden Tempo sichtbarer. Bis 2030 müssten die globalen Emissionen in etwa halbiert sein, um gute Chancen zu haben, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen.

Es ist bekannt, mit welchen Technologien und Lebensstiländerungen dies umgesetzt werden kann, so dass auch in Zukunft ein gutes Leben möglich ist. Wir fordern die Politik deshalb dazu auf, den notwendigen Strukturwandel mit Konzepten anzugehen, die allen eine Perspektive geben.

Wir als Stifter und Stiftungsvertreter stehen zu dem Generationenvertrag, der auch gerade jetzt wieder von der weltweiten Fridays for Future Bewegung eingefordert wird. Wir rufen dazu auf, der Klimakrise mit konsequentem Handeln zu begegnen. Wir fordern, das Grundprinzip, zukünftigen Generationen einen intakten Planeten zu hinterlassen, (wieder) zum Prinzip des politischen Handelns zu machen. Viele Unternehmen haben ihre Geschäftsmodelle längst darauf eingestellt und entsprechend modernisiert. Finanzmarktakteure schichten ihre Investitionen um.

Viele Länder in der EU drängen darauf, die Klimaziele so weiterzuentwickeln, dass sie zu der Obergrenze des Pariser Klimaabkommens für den weltweiten Temperaturanstieg passen. Die Bundesregierung muss diese Veränderungen durch klares und verlässliches Handeln unterstützen.

Wir laden alle Stiftungen ein, die sich in den nächsten Tagen beim StiftungsTag in Mannheim zusammenfinden, mit uns ihre Stimme zu erheben und im Sinne der SDG und der Klimaziele von Paris nach innen und nach außen tätig zu werden. Deutschland als starkes Industrie-, Ingenieurs- und Bildungsland hat das Potenzial, eine glaubwürdige und kraftvolle Energie-, Mobilitäts- und Landwirtschaftswende zu gestalten – und diesen Impuls in den Kreis der G20-Länder zu tragen.
Die Welt schaut auf uns! Sie erwartet eine starke Stimme für die notwendige Klimakooperation aus Deutschland und der EU.

Unterzeichnende (Stand vom 24.06.2019):

Alexander Bonde, Deutsche Bundesstiftung Umwelt Dietmar Hopp, Dietmar Hopp-Stiftung
Caio Koch-Weser, European Climate Foundation
Klaus Milke, Stiftung Zukunftsfähigkeit und Chair Foundations 20
Prof. Dr. Michael Otto, Umweltstiftung Michael Otto
Prof. Dr. Joachim Rogall, Robert Bosch Stiftung
Dr. Michael Schaefer, BMW Foundation Herbert Quandt
Dr. Nathalie von Siemens, Siemens-Stiftung
Dr. Carola Otterstedt, Stiftung Bündnis Mensch & Tier,
Matthias Willenbacher, 100 prozent erneuerbar stiftung
Michael Beier, Heinz Sielmann Stiftung
Alexandra Wandel, World Future Council
Bürgermeisterin Gerda Stuchlik, Stiftung WaldHaus Freiburg