Eine wichtige Tür zu mehr Zukunftsfähigkeit könnte sich öffnen  

Ein Kommentar zum bevorstehenden Stiftungstag in Mannheim und seinem Thema „Unsere Demokratie“

von Klaus Milke, Stiftungsvorsitzender

Die gerade vonstattengegangenen Europawahlen haben deutlich gemacht, dass sich etwas Bemerkenswertes abzeichnet im gesamtgesellschaftlichen Diskurs. Das Klimathema steht – zumindest in Deutschland – mit einem Mal ganz oben. Und die jungen Menschen melden sich in Sorge um ihre Zukunft mit Protest lautstark zu Wort oder per YouTube.

Immer mehr Kräfte in diesem Land, aber auch in vielen europäischen Nachbarländern, teilen heute die Perspektive, dass ein Weiter-So-Wie-Bisher nicht mehr akzeptabel ist und ganz schnell und endlich glaubwürdig gehandelt werden muss. Die Grünen haben enormen Zuspruch erfahren, sind in Deutschland bei den unter 60jährigen die stärkste Partei geworden. Die traditionellen Volksparteien dagegen haben verloren und sind total verunsichert. Sie versuchen herauszufinden, was sie bezüglich der jüngeren Generationen falsch gemacht haben und „entdecken“ das Klimathema neu. Ja, sogar die AfD-Jugend gibt der Parteispitze auf den Weg, dass es nicht angemessen ist, den Klimasorgen der jungen Menschen weiterhin mit Klimaskepsis und durch Zusammenarbeit mit Klimaleugnern zu begegnen. Auch die Wirtschaft und die Finanzakteure zeigen immer deutlichere Flagge. So die Bosch-Gruppe, die mit unterlegten Maßnahmen bis 2020 an all ihren Standorten klimaneutral sein will.

Und auch Stiftungen und Philanthropen äußern sich kraftvoll (so mit dem von unserer Stiftung mit voran gebrachten Aufruf „Stiftungen für Zukunft“ => siehe die gesonderte Meldung vom 4. Juni 2019 oder folgen Sie diesem Link).

Auf dem gerade anstehenden StiftungsTag in Mannheim wird es zudem lebhafte Debatten geben, ob in den neu gefassten „Grundsätzen guter Stiftungspraxis“ das Handeln im Sinne des Pariser Klima-Abkommens und der SDG, der globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, nicht sehr viel deutlicher benannt sein müsse.

Es ist gut, dass 70 Jahre nach Formulierung des Grundgesetzes und angesichts der Bedrohungen durch die Rechtspopulisten in Europa und in anderen Teilen der Welt als Thema für den diesjährigen StiftungsTag in Mannheim „Unsere Demokratie“ gewählt wurde. Und dass die Bürgerstiftungen, die es in Deutschland erst seit etwas über 20 Jahren gibt und die für den demokratischen Diskurs so enorm wichtig sind, mit dem diesjährigen Stiftungspreis ausgezeichnet werden.

Und auch über den Tellerrand wird geschaut. Es gibt mehrere englischsprachige Veranstaltungen, um mit Gästen aus Europa und der Welt über ähnliche Fragestellungen zu diskutieren. Eine geht am 6. Juni um Demokratie und die Umsetzung der 2030-Agenda der UN mit ihren 17 SDG. Denn während das Wort „Demokratie“ nur einmal in der Resolution von 2015 erscheint, mit der die 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung verabschiedet wurde, widmet sich das Ziel 16 der Agenda der Förderung von Frieden, Gerechtigkeit und starken Institutionen. Demokratische Prinzipien werden in allen 17 Zielen angesprochen. Stiftungen sind nun in besonderer Weise geeignet, Demokratieförderung zu stärken. Wichtig ist auch, wie durch Partnerschaften und Synergien noch mehr Wirkung erzielt wird. Und wie kann gerade in Ländern, in denen wir mit dem Phänomen „Shrinking Space“ konfrontiert werden, Demokratie gefördert und die Zivilgesellschaft – auch durch Stiftungen – vor Ort unterstützt werden? Großartig, dass ich hier als Chair von  Foundations 20 mitwirken kann und in dieser Veranstaltung auf Augustine Magolowondo von der südafrikanischen Democracy Works Foundation treffe, die auch bei F20 mit an Bord ist.

Mehr zum StiftungsTag: https://stiftungstag.org/programm

Stand 3. Juni 2019